Studie „Online-Report-Perspektiven ’21“ erschienen

Der CEO spricht vor allem über Nachhaltigkeit

09 | 21

Das Fazit von Christian P. Hoffmann wirkt ernüchternd: „Während die Unternehmen sich konsequent von Printberichten verabschieden, entwickelt sich die Digitalisierung der Berichterstattung nur schleppend.“ Seit 2016 untersucht der Kommunikationswissenschaftler die Online-Berichterstattung der jeweils 50 größten börsennotierten Unternehmen in Deutschland und der Schweiz. Zu den Partnern der Studie gehört auch hw.design.

Die Corona-Pandemie hat einen Digitalisierungsschub ausgelöst. Vor allem in Konzernen und großen Unternehmen, die auf Lockdown und Distanzregeln reagieren und neue Formen der Zusammenarbeit ausprobieren mussten. Sogar die Hauptversammlung wanderte ins Netz. Auf die Inhalte der Berichterstattung wirkte sich die Pandemie ebenfalls aus – nachzulesen in den Statements der CEOs und in den Risikoberichten. Weniger auf die Formate. Unter den in der Studie „Online-Report-Perspektiven ’21“ untersuchten deutschen Unternehmen veröffentlichen lediglich 56 Prozent einen digitalen Bericht, zumeist als Hybrid. Im Vergleich zu den Vorjahren gab es keine Steigerung, so Christian P. Hoffmann, Direktor des Center for Research in Financial Communication und Inhaber eines Lehrstuhls für Medien- und Kommunikationswissenschaft der Universität Leipzig. Ganz anders in der Schweiz. Dort publizieren inzwischen 71 Prozent der größten börsengelisteten Unternehmen einen Online-Bericht.

„Während die Unternehmen sich konsequent von Printberichten verabschieden, entwickelt sich die Digitalisierung der Berichterstattung nur schleppend.“

Inhaltlich prägend ist das Thema „Nachhaltigkeit“. Ein Drittel der analysierten Unternehmen präsentiert Nachhaltigkeitsaspekte unter den Top-5-Inhalten auf der Startseite. Ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Demgegenüber weisen weniger als zehn Prozent der im Kennzahlenüberblick gelisteten zentralen Steuerungsgrößen einen ESG-Bezug auf. Dabei ist die Bandbreite enorm: Sie reicht vom Fehlen nachhaltigkeitsbezogener Kennzahlen bis zu einem Kennzahlenanteil von einem Drittel. Im Durchschnitt beziehen sich in der Schweiz zwölf Prozent und in Deutschland sechs Prozent der Kennzahlen auf ESG-Daten. Im Mittelpunkt stehen die „S“-Themen – während die CEOs in ihren Statements vor allem über Ökologie sprechen. Fast 90 Prozent von ihnen greifen Nachhaltigkeitsaspekte auf, gefolgt vom Thema „Mitarbeiter“. Erst danach geht’s um Ziele, Strategien, Produkte. Damit adressieren die CEOs vorrangig Kunden und Mitarbeiter. Die Aktionäre landen auf Rang 4.

Im DesignLab von hw.d: Die Initiatoren der Studie – Prof. Dr. Christian P. Hoffmann, Frank Wagner, Thomas Norgall, Anna Bertele, Olivier Neidhart und Dr. Joëlle Loos-Neidhart (von links nach rechts / nicht auf dem Foto: Dr. Matthias Bextermöller).

Bei vagen Aussagen bleibt es nicht. Im Gegenteil. Im Vergleich zum Vorjahr werden die CEOs konkret. Dabei fällt der Blick auf ein noch junges, an Bedeutung gewinnendes Anliegen der Unternehmensführung – Diversity. Rund 20 Prozent der CEOs setzen sich damit explizit auseinander. Die Ergebnisse der „Online-Report-Perspektiven ’21“ zeigen laut Hoffmann, dass Nachhaltigkeit heute zu den zentralen Inhalten des Reportings zählt. Knapp ein Viertel der von ihm analysierten Unternehmen geht sogar so weit, den CEO mit einem Nachhaltigkeitsbezug vorzustellen. Interessant dabei: Diese Unternehmen weisen deutlich mehr ESG-Daten in ihrem Kennzahlenüberblick aus, wie die Studie des Center for Research in Financial Communication in Zusammenarbeit mit NeidhartSchön, mms solutions, berichtsmanufaktur, FAS und hw.design auf 96 Seiten offenlegt.

ORP ’21

Katarina Kümmel

Katarina Kümmel

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